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Elif Shafak: "Der Geruch des Paradieses“ Hochaktuelle poetische fesselnde Geschichte über Glauben, Identität und die Türkei
Kein und Aber, 2017, 560 Seiten Inhalt: Die blutige Auseinandersetzung auf der Straße und zu viel Wein später inmitten der wohlhabenden, doch in latenter Angst vor dem Staat lebenden und feiernden Gesellschaft führen Peri in Gedanken zurück in ihre Kindheit und nach Oxford. Diese Kindheit in den 80er Jahren ist vom Streit um den richtigen Umgang mit Gott geprägt. Der Vater ist streng weltlich. Atatürks Portrait hängt überall im Haus. Peris Mitter nimmt dagegen ihren Glauben zunehmend ernster. Sie verbietet der kleinen Peri sogar Schuhe, da Leim aus Schweineknochen enthalten sein könnte. Peri muss mit Sandalen in die Schule gehen. Zwischen diesen beiden extremen Polen versucht Peri ihre eigene Antwort auf die Frage nach Gott zu finden. Während die Eltern sich täglich zu Hause bekriegen und der geliebte Bruder wegen seiner politischen Aktivitäten gefoltert und schließlich ins Gefängnis geworfen wird, will Peri alles richtig machen. Sie flüchtet sich ins Lernen und Lesen und schließt die Schule als Jahrgangsbeste ab. Damit erfüllt sich ein Traum ihres Vaters: Peri stehen die Türen für ein internationales Studium offen. Ihre Zeit in Oxford wird durch zwei Freundinnen bestimmt, mit denen sie schließlich auch zusammen in eine Wohnung zieht: Shirin, Iranerin, und Mona, Ägypterin. Die eine liberal, die andere religiös. Alle drei sind von ihrem Professor fasziniert – Azur, der Bücher über Gott veröffentlicht und Seminare dazu abhält. Peri, die Philosophie studiert, erhofft sich hier Antworten auf die Fragen, die sie seit ihrer Kindheit verfolgen. Die 45jährige Politikwissenschaftlerin Elif Shafak thematisiert immer wieder das Leben muslimischer Frauen zwischen Tradition und Moderne, zwischen religiös geprägten Moralvorstellungen und dem Wunsch nach Selbstbestimmung. Dabei gibt sie den verschiedenen Lebensentwürfen ihren Raum, ohne zu werten. Thema und Sprache: Aufbau und Dramaturgie: Schade auch, dass die drei Freundinnen in ihren langen und kontroversen Diskussionen in Oxford keine neuen und überzeugenden Argumente für ihre persönliche Lebensweise und ihren Umgang mit Gott finden. Dementsprechend fand unsere Gruppe den Aufbau und die Dramaturgie auch nicht ganz überzeugend. Bewertung: | |
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