Suhrkamp Verlag, 237 Seiten, 2010
Grunewaldsee ist der neue Roman des 1952 in Versmold/Westfalen geborenen und in Berlin und Leipzig lebenden Germanistik-Professors Hans-Ulrich Treichel.
Die Geschichte des Romans:
Der aus der niedersächsischen Provinz stammende Paul wartet in West-Berlin nach Abschluss des Studiums auf einen Referendariatsplatz. Um die lange, mehrjährige Wartezeit zu überbrücken, nimmt er einen Job als Sprachlehrer in Spanien an, verliebt sich dort in die unglücklich verheiratete, schwangere Maria und verliebt mit ihr einen idyllischen Sommer, der all seine bisherigen Erlebnisse mit Frauen in den Schatten stellt, so dass er nach seiner Rückkehr nach Berlin nicht nur auf den Referendariatsplatz wartet, sondern auch auf das Wiedersehen mit seiner spanischen Geliebten.
Themen des Romans sind
- die Suche des Helden nach einem Paradies, das er inmitten der Großstadt am titelgebenden Grunewaldsee zu finden hofft, das er im spanischen Sommer mit seiner Geliebten erlebt, aber aus dem er auch immer wieder vertrieben wird.
- seine Eltern, insbesondere seine unter „Idyllenkrankheit“ leidende Mutter, sind Thema und bilden zusammen mit vielen anderen Familien einen großen Themenkomplex des Romans.
- Die Passivität des dauerhaft wartenden Protagonisten, der nur für Handlungsverweigerungen belohnt wird, während ihn nach jeder Initiative und Handlung negative Konsequenzen erwarten.
Die Bewertung der Shortlist-Mitglieder:
- Auf der Inhaltsebene gelesen fiel die Hauptfigur Paul bei den weiblichen Shortlist-Teilnehmern (Männer waren leider nicht anwesend) durch seine Trägheit als sehr unsympathisch auf, was es schwer machte, sich erstens mit ihm zu identifizieren und zweitens die Frauenfiguren des Romans, insbesondere Maria, nachzuvollziehen.
- Die Sprache des Romans wurde als angenehm unprätentiös empfunden.
- Einzelne Mitglieder lobten das Motivgeflecht des Romans und die Skizzen einiger Nebenfiguren (z.B. der Mutter und der türkischen Nachbarsfamilie von Paul). (ca)