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Dorothee Riese - Wir sind hier für die Stille

Abb. © Verlag
Buchkritik

Judith Hermann: "Wir hätten uns alles gesagt“

S. Fischer Verlag, 187 Seiten


Darum geht es:
Judith Hermann bietet in diesem Buch viele – nicht chronologisch geordnete - biografischen Passagen, Episoden aus der Kindheit, ihren Familienbeziehungen und den Freundschaften ihres Lebens. Zudem erhalten die Leser*innen Einblick in das Selbstverständnis ihres Schreibens, versehen mit vielfachen Bezügen und Anspielungen auf ihre Erzählungen und Romane.


Der Untertitel des „Vom Schweigen und Verschweigen im Schreiben“ verweist bereits auf den besonderen Charakter des Buches. Judith Herrmann hat diesen Text für die traditionsreichen Frankfurter Poetikvorlesungen verfasst, was seinen besonderen Charakter erklärt.


Über die Autorin:
Judith Herrmann, geboren 1970 in Berlin. Mit dem Erzählband „Sommerhaus, später“ feierte sie 1998 ein sehr erfolgreiches Debüt. Diesem folgten mehrere Erzählbände, gefolgt von zwei Romanen, zuletzt „Daheim“ im Jahr 2021. Ihr Werke erhielten vielfach Auszeichnungen. Für ihr bisheriges Werk, insbesondere für unser hier besprochenes Buch wurde ihr 2023 der Wilhelm Raabe-Literaturpreis verliehen.


So klingt das Buch:
Judith Herrmann nimmt die Leser*innen mit auf eine Reise durch biografische Episoden, die nicht chronologisch erzählt werden. Einblick erhalten wir in die Geschichte ihrer Familie, eindrücklich die Auswirkungen der psychischen Erkrankung ihres Vaters auf eigenes Leben und Erleben. Dabei wirbt sie nicht um unsere Sympathie für ihre Person. Die Freund*innen ihres Lebens zeichnet sie teilweise sehr lebendig, einige Personen der Familie bleiben hingegen unerklärlich blass (der Onkel).


Für Kenner*innen ihres literarischen Werkes ist die biografische Einbettung sicher besonders interessant, allerdings gehörten wir nicht zu den Leser*innen ihrer Bücher.


Einig waren wir uns darüber, dass Judith Herrmann einen guten Schreibstil hat. Der besondere Charakter des Buches als Vorlesungsaufzeichnung sowie die lose Reihung biografisch anmutender Szenen gefiel dennoch nicht allen und trübte bei einigen die Freude am Lesen. So fiel unser Urteil mit 3,5 von 5 Punkten gemischt aus. Wir waren aber einig, dass die Lektüre - und die Besprechung des Buches durchaus gelohnt hat.
(DD)

 

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