Leichthändig erzähltes Kammerspiel
Schöffling & Co. 2012, 256 Seiten
Die Geschichte:
Sven, gescheiterter Jurist, betreibt mit seiner Freundin Antje eine Tauchschule auf Lanzarote. Die Beziehung ist abgekühlt, der Alltag ist trist. Das ändert sich schnell, als Jola und Theo auftauchen, die einen 14tägigen Tauchkurs gebucht haben.
Jola, Schauspielerin ohne Durchbruch, und Theo, 42, Schriftsteller mit Schreibblockade, sind ein Pärchen mit Konfliktpotential. Sie bekämpfen sich unentwegt, erniedrigen sich, stellen sich bloß. Während der Tauchgänge entwickelt sich ein Flirt zwischen Sven und der von Selbstzweifeln geplagten Daily-Soap-Darstellerin Jola. Das will Theo nicht hinnehmen. Beim Tauchgang zu einem Wrack, den Sven sich zum 40. Geburtstag schenkt, eskaliert der Konflikt.
Stil, Sprache, Plot:
Die Sprache treibt die Geschichte voran, sie ist dicht und leichthändig, kurze Hauptsätze und kurze Dialoge prägen den Stil. Dabei stellt die Autorin den Flirt aus zwei Perspektiven dar: Svens Erinnerungen und Jolas Tagebuchaufzeichnungen. Der Leser weiß daher nicht genau, was passiert ist. Das ist ein interessanter Kunstgriff, der aber auch verwirrt. Erst Recht nach der Lektüre des Klappentextes, der einen „Psychothriller“ verspricht.
Tatsächlich bekommt der Leser hier zu wenig Psycho und zu wenig Thriller. Stattdessen findet er sich in einem Kammerspiel wieder: Ein kleiner Personenkreis verhandelt einen Problemkern, und alle involvierten Personen erfahren den Konflikt am eigenen Leib – ein Schauspiel in intimen Rahmen.
Hintergründe:
Die Anregung für ihr Buch könnte die passionierte Taucherin Julie Zeh, deren Lieblingstauchspot Lanzarote ist, bei Lotte Hass gefunden haben. Die Biografie der Tauchpionierin aus den 50er Jahren wurde 2010 verfilmt. Yvonne Catterfeld, ehemaliger Daily-Soap-Star, spielt in „Das Mädchen auf dem Meeresgrund“ die Hauptrolle.
Gesamtbewertung:
Die Gruppe hat Punkte von 2,5 bis 4,5 (von 5) gegeben, im Durchschnitt 3,5. Gelobt wurde die genaue Sprache, die Leichtigkeit des Stils und die zu spürende Spannung zwischen den Protagonisten. Eher kritisch betrachtet wurden die Belanglosigkeit des Inhalts und die kleinen „Fehler“ in der Handlung.
(ir)