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Ulrich Tukur: "Ursprung der Welt“ Vergangenheitsbewältigung mit kriminellem Bogen in zwei Parallelwelten
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, 304 Seiten Darum geht es: Ulrich Tukur hat einen fiktiven Roman mit historischen Bezügen und kriminalen Elementen aus der Perspektive des auktorialen Erzählers geschrieben. Seinem Nachwort kann entnommen werden, dass er historische Figuren als Vorbilder für den mordenden Arzt und den Gestapochef verwendet hat. Die Handlungen spielen in Frankreich und in Deutschland in den Jahren 2033 und 1943 (Rückblicke). So klingt der Roman: Das ist unsere Meinung: Der Autor beschreibt viele belanglose Dinge und Selbstverständlichkeiten zu lang, sodass der Sprachstil insgesamt nicht überzeugt. Der Spannungsbogen wird vornehmlich durch die Mordgeschichten aus der Vergangenheit in den Jahren 1943 und folgenden gehalten. Demgegenüber bleiben die angeblichen Unruhen in Europa zu unbestimmt beschrieben. Dass Goullet nicht seinen gebuchten Rückflug von Frankreich aus antreten kann, sondern nach Spanien flüchten muss, wie einst die Kriegsflüchtlinge des Zweiten Weltkriegs, wirkt konstruiert. Auch die Hauptfigur bleibt unscharf umrissen. Von dem eigentlichen Charakter Goullets erfährt der Leser wenig. Seine Psychose bleibt für seine Mitmenschen geheim. Das Abbrennen des Hauses seiner Adoptiveltern führt nicht zu einem runden Ende der Erzählung oder der Ausarbeitung des Charakters der Figur Goullet. Vielmehr hätte der Autor ab Seite 278 auf das Ende verzichten können. Der Autor hätte sich vermutlich besser auf den historischen Teil des Romans konzentrieren und diesen sauber recherchieren sollen. Fazit: Dies geht auch zu Lasten der Spannung, welche die kleine Detektivgeschichte um den Doppelgänger der Hauptfigur zu bieten hat. Das Thema, insbesondere das Näherbringen von Kriegsverbrechen in Frankreich und die damalige Besatzungszeit, war für einen Teil der Leser aber interessant. Insgesamt kommt die Gruppenbewertung jedoch nicht über knappe zwei Punkte hinaus. (sp) | |
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