Emotional, tragisch, politisch
Carl Hanser Verlag, 2009, 728 Seiten
Der Titel ist Inhaltsbeschreibung: Die Geschichte spielt in Israel und erzählt von den Ängsten einer Mutter, deren Sohn sich freiwillig zu einem Kampfeinsatz gemeldet hat. Um einer möglichen Todesnachricht zu entgehen, flieht Ora aus der Wohnung. Auf einer langen Wanderung erzählt sie ihrem Jugendfreund Avram, der im Sechstagekrieg selbst Soldat war, von dessen Leben und dem Leben der Familie.
Immer weiter taucht der Leser in die Kindheit und Jugend der beiden Söhne ein. Parallel dazu läuft die Geschichte einer schwierigen Ehe mit einem Mann, der sie am Tag der Geburt ihres ersten Sohne allein lässt. Ihr Jugendfreund wiederum ist durch seine schrecklichen Kriegs-Erlebnisse fast verrückt geworden. Sukzessive wird der Leser in diese Hölle in all ihrer Sinnlosigkeit eingeführt – und fürchtet mit Ora nun das Schlimmste.
Was macht das Besondere dieses Buches aus? Es ist sehr berührend, emotional und erschreckend, weil es Menschen in all ihren Facetten zeigt – gute und böse. Über 780 Seiten lebt, liebt und leidet der Leser mit Ora, ihren Söhnen und ihren Männern. Denn Ihr Glück und das des Landes sind untrennbar verquickt. Der Nahostkonflikt wird zum Dreh- Angelpunkt ihren, wohl jedes israelischen das Familienlebens.
Tatsächlich haben sich bei Autor David Grossman Fiktion und Realität schließlich auf grausame Weise vermischt: Er saß an diesem Roman als ihn die Nachricht vom Tod seines eigenen Sohns ereilte. Er starb in den letzten Tagen des zweiten Libanon-Kriegs im Jahr 2006. (ut)