Ruhig, bewegend, absolut lesenswert
Kiepenheuer & Witsch 2010, 219 Seiten
E.L. Doctorow erzählt die (wahre) Geschichte von dem Brüderpaar Homer und Langley Colleyer, die Mitte des letzten Jahrhunderts in New York aufgrund ihrer bizarren Lebensweise die Neugier ihrer Nachbarn und der Presse auf sich zogen.
Homer, der Ich-Erzähler des Romans, ist blind und hochsensibel. Sein älterer Bruder Langley ist durch seine Erlebnisse in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs entweder verrückt oder zum Genie geworden. In ruhigem Erzählfluss beschreibt Homer, wie sich die beiden Brüder immer mehr aus der Welt zurückziehen.
Langley versucht, mittels Projekten und Sammlungen eine Ordnung und ein System für die Welt zu entwickeln. So sammelt er Bücher, Musikinstrumente, Möbel und hortet in immer größeren Stapeln sämtliche täglich gekauften Zeitungen. Langley möchte eine ewig aktuelle Zeitung erstellen, die mit nur einem Exemplar die Welt und den Zustand der Menschheit jederzeit aktuell darstellt. Während sich die beiden mit ihrem Messie-Syndrom zunehmend in ihrem Haus verschanzen und sozial isolieren, kommt ihre Umwelt zu ihnen nach Hause: Prostituierte, Gangster, Jazzmusiker, Polizisten und Hippies finden ihren Weg in das New Yorker Stadthaus.
E.L. Doctorow erzählt ruhig und ohne Sensationsgier, was sich in einem Haus abgespielt haben mag, aus dem nach dem Tode der Besitzer über 100 Tonnen Müll geräumt wurden. Es ist eine bewegende und absolut lesenswerte Lektüre. (AW)