Rasanter, irrwitziger US-Generationenroman
Kiepenheuer und Witsch, 2016, 688 Seiten
Hier bin ich ist ein Trennungsroman. Ein Paar Anfang vierzig hat drei Söhne. Die Ehe steht auf dem Spiel, nachdem Julia ein Zweithandy ihres Mannes im Badezimmer findet samt Sexnachrichten, die eindeutig nicht an sie gerichtet sind.
Es ist aber auch ein Roman über das völlig irre und fordernde Leben mit drei halbwüchsigen Kindern: Benjy, der noch im Kindergarten ist, Max, der zehn ist, und Sam, dessen Bar Mizwa bald gefeiert werden soll, wozu er selbst aber keine Lust hat.
Und es ist ein Buch über die Frage, was jüdische Identität bedeutet, insbesondere für den in einer Midlife-Crisis steckenden lamoryanten Familienvater Jacob. Der versinkt angesichts des Verwandtenbesuches aus Israel immer tiefer in die Sinnsuche, will aus lauter Langeweile sogar in den Krieg ziehen.
Diese Story ist unterhaltsam, die Figuren sympathisch, die häusliche Krise glaubwürdig und die Dialoge grandios. Denn in dieser Familie reden alle immerfort - viel und schnell und ausgesprochen schlagfertig. Das Tempo und der Witz, ja Irrwitz, der sich so auch durch jede Seite zieht, sind wunderbar. „700 Seiten wie ein Rausch“ schrieb eine Literatur-Kritikerin. Stimmt. (ut)