Poetisch, tragisch, anrührend
Wagenbach Verlag, 2012, 144 Seiten
Milena Michiko Flašar beschreibt eine tiefgründige Geschichte zweier Außenseiter, die dem Leistungsdruck ihres Lebens nicht mehr standhalten. Der jüngere der beiden verlässt nach mehreren Jahren selbstgewählter Einsamkeit sein Zimmer und tastet sich zurück in die Welt. Auf einer Parkbank begegnet er einem älteren Mann, einem soeben frisch entlassenen "Salaryman".
Beide kommen langsam ins Gespräch und erzählen sich über Tage und Wochen hinweg die Geschichte ihres Lebens und Scheiterns, ihre Hoffnungen und Glücksmomente. Und so lesen wir, wie sich zwei Außenseiter, die beide nichts mehr zu verlieren haben, sich gegenseitig helfen, aus ihrer Sackgasse herauszukommen.
Über kurze 144 Seiten hinweg erzählt Flašar, die 1980 als Kind japanisch-österreichischer Eltern in St. Pölten nahe Wien geboren wurde, eine anrührende Geschichte voller wunderschöner Bilder. Sie schreibt vom Glück und einer Welt, in der es auch für einen Hikikomori wieder einen Sinn ergibt, das Leben leben zu wollen.
Es ist ein poetisches Buch, das gilt sowohl für die ausgewogene Komposition als auch für die virtuose Sprache. (aw)