Sympathisch, lebensnah, spannend
Rowohlt Verlag, 2012, 320 Seiten,
Sunset Park spielt im heutigen Amerika. Mike, die Hauptperson, der einst aus New York geflohen ist und alle Brücken abgeborchen hat, zieht zu seinem Freund in ein besetztes Haus am Sunset Park in Brooklyn, New York. Das Haus bewohnt der Freund gemeinsam mit zwei Frauen - einer Künstlerin und einer engagierten Literaturstudentin. Von hier aus nimmt Mike schließlich auch Kontakt zu seinen Eltern auf, die er jahrelang nicht mehr gesehen hat, um endlich zu beichten, was vor langen Jahren mit seinem Bruder geschah.
Diese Geschichte eines intelligenten, jungen Mannes aus gutem Haus, dessen Unbeherrschtheit sein Leben zerstört, erzählt Auster aus verschiedenen Perspektiven. Bis auf seine minderjährige Geliebte und seine Stiefmutter bekommen alle eine eigene Stimme.
Das ist spannend, gut erzählt und gut konstruiert, in einem Stil, der an Franzen erinnert. Auch die verschiedenen Personen sind gut beschrieben, aber leider aufgrund der Kürze des Buches nur angerissen. Man hätte gerne mehr über sie erfahren: Den Vater, der einen kleinen Verlag am Leben hält und den festen Willen hat, nur gute Bücher zu verlegen. Die Mutter, die als Schauspierin nach zwei gescheiterten Ehen eine Karriere am Broadway macht. Die Stiefmutter, die vom Leben mehr erwartet - oder doch nicht? Und über seine drei Mitbewohner.
Lediglich bei den Beschreibungen über Basketball-Spieler und Spiele langweilt Auster den/die deutschen Leser/in. Zudem verärgert er mit einem wiederkehrenden Motiv - der Liebe/sexuellen Beziehung zu einer/m Minderjährigen. Auster preist sie in diesem Buch gleich in zwei Erzählsträngen als einzig wahre Form der großen Liebe an. (ut)