Rowohlt Verlag, 2013, 640 Seiten
Gekonnte Erzählkonstruktion, spannend, ein literarischer Splatter-Movie
Bonita Avenue erzählt den Aufstieg und Untergang von Siem Sigerius, der als beruflicher Überflieger in die familiären Abgründe stürzt. Es ist das Jahr 2000, der erfolgreiche Universitätsrektor Sigerius wird als Wissenschaftsminister in das niederländische Kabinett berufen. Kurz vor Amtsantritt stößt er auf Internetpornoseiten, die höchst erfolgreich von seiner Stieftochter Joni und deren Freund Aaron betrieben werden. Und dann wird in diesem Sommer auch noch Wilbert, der missratene Sohn aus erster Ehe, aus der Haft entlassen. Das Idyll der holländischen Patchwork-Familie bricht in sich zusammen.
Der Roman ist aus drei Erzählsträngen aufgebaut. Wir lesen die Ereignisse abwechselnd aus der Sicht von Vater, Tochter und dem verlassenen Freund. Und alle drei Protagonisten erinnern sich an Früher, als man noch glücklich war. Diese gekonnte Erzählkonstruktion rangt sich um ein Themen-Gemisch aus Mord, Erpressung, Meineid, Betrug, Pornografie und Wahnsinn.
Das über 600 Seiten dicke Buch bleibt von der ersten Seite bis zum dramatischen Schluss packend und spannend. Stil und Sprache überzeugen, die Konstruktion aus verschiedenen Erzählperspektiven und -zeiten ist dicht und gelungen. Bonita Avenue ist ein Splattermovie, literarisch gekonnt zu Papier gebracht. (aw)