Traurig, schön, berührend
Suhrkamp Verlag, 2015, 179 Seiten
Der ältere Mann und die jüngere Frau, er Ende 40, sie Anfang 20 – in einer Silvesternacht finden sie zusammen und alles erscheint ganz einfach, auch wenn sich bald schon eine leise Stimme zu Wort meldet, die das Ganze als „wider die Natur“ erachtet. Und dann, nach Jahren, zieht die junge Frau aus, beendet die „unnatürliche“ Konstellation – und das Leben des älteren Mannes bricht in sich zusammen.
Er trinkt, er leidet, er zieht sich in den Keller seines nunmehr leeren Hauses zurück, um zu schreiben, um Rechenschaft und Bericht seines bisherigen Liebeslebens abzulegen.
Drei Lieben sind es, die ein Leben füllen und doch nicht seine Einsamkeit verdrängen konnten. Da ist zunächst die Liebe zu einem Mädchen aus einfachen Verhältnissen, dann die komplizierte Beziehung mit einer histrionischen Schauspielerin, der Mutter seiner Tochter. Und zuletzt eben gerade jene Liebe zu der jungen Frau, die ihn aus der Bahn werfen wird. Heft um Heft füllend, findet er wieder zu sich zurück und ergießt sich auf nicht einmal 200 Seiten die Essenz eines ganzen Lebens.
Tomas Espedal beweist mit diesem kurzen Roman, dass er zusammen mit Knausgård zu den großen norwegischen Autoren der Gegenwart gehört. Ein Buch, das berührt, nicht zuletzt weil es bei aller sprachlichen Schönheit nie ins Pathetische abdriftet. (am)