Buchkritik, Rezension
András Forgách: Akte geschlossen

Durch den Hinweis eines Bekannten entdeckt der Autor, dass zuerst sein Vater und nach dessen psychischer Erkrankung auch seine Mutter als Spitzel für die ungarische Staatssicherheit gearbeitet haben. Die Thematik hat uns sehr berührt, die Collagetechnik des ersten Teils wurde sehr positiv aufgenommen, den zweiten haben die meisten nur überblättert. Zu kurz kommt auch, was die ungeheure Entdeckung im Autor auslöst.






Abb. © Verlag

Bewertung der hamburgerShortlist:

3.3 von 5 Punkten




Buchkritik von Ke

Sperriger und doch berührender Roman über die Stasi-Vergangenheit der Mutter


S. Fischer Verlag, 2019, 352 Seiten


András Forgách ist Schriftsteller, Schauspieler, Übersetzer und Theaterautor. Nachdem er bereits 2007 seine Familiengeschichte veröffentlicht hat, verarbeitet er in dem 2015 erschienenen Roman „Akte geschlossen“ einen bisher unbekannten Teil des Lebens seiner verstorbenen Eltern. Der Roman wurde in Ungarn als Sensation gefeiert, er wurde in 14 Sprachen übersetzt und bereits die Filmrechte verkauft.


Handlung: Durch den Hinweis eines Bekannten entdeckt Forgách, dass zuerst sein Vater und nach dessen psychischer Erkrankung auch seine Mutter als Spitzel für die ungarische Staatssicherheit gearbeitet haben. Während ihn die Tätigkeit des Vaters nicht überrascht, ist die Entdeckung, dass seine Mutter, die er als schöne und unkonventionelle Frau geliebt hat, sogar ihre Kinder ausspioniert hat, für ihn ein „Ereignis kosmischen Ausmaßes“.


Er versucht, Verständnis für die Mutter zu entwickeln, die als Tochter von Holocaustüberlebenden und überzeugte Kommunistin nirgends richtig dazuzugehören schien. Gleichzeitig fast skurril wirkt die unglaubliche Piefigkeit und Banalität der Stasi-Berichte, die die Verbindungsoffiziere der Mutter verfassen und aus denen sich erkennen lässt, dass die Mutter keine wirklichen Nachrichten in Erfahrung bringen konnte.


Stil und Sprache: Der Roman ist in drei Teile gegliedert, Auszüge aus den Geheimdienstakten, eine lyrisch-poetische Aufarbeitung und eine Beurteilung durch den Autor.


Bewertung: Gerade diese Dreiteilung hat es für uns schwer gemacht, den Roman durchgängig zu lesen. Insbesondere der zweite Teil wurde von den meisten nur überblättert. Trotzdem hat die Thematik uns sehr berührt, die Collagetechnik des ersten Teils wurde sehr positiv aufgenommen. Zu kurz gekommen ist nach einhelliger Meinung jedoch die Darstellung, was die Entdeckung der Geheimdiensttätigkeit im Autor auslöst. Wir vergeben 3,35 von 5 Punkten.