Buchkritik, Rezension
Ia Genberg: Die Details
In vier Portraits erleben wir die Vergangenheit und prägende Personen und Beziehungen der Erzählerin. Die präzise, sorgsam gewählte lebhafte Sprache machen die Figuren greifbar, der assoziative Aufbau gefiel den meisten von uns ebenfalls.
Abb. © Verlag
Bewertung der hamburgerShortlist:
4.0 von 5 Punkten
Buchkritik von gm
Rowohlt Verlag, 2023, 144 Seiten
Die wichtigen Begegnungen im Leben einer Frau, sehr kompakt und präzise geschildert
So klingt der Roman:
Das Buch beginnt damit, dass die namenslose Ich-Erzählerin in einem Fieberzustand wahllos ein Buch aus ihrem Bücherregal zieht und eine Widmung von ihrer Ex-Freundin Johanna darin wieder entdeckt. Ausgehend von dieser ersten Szene, erinnert sich die Protagonistin an ihre Vergangenheit und prägende Personen und Beziehungen, die wir in vier verschiedenen Porträts kennenlernen.
Dadurch erfahren wir mehr über die Exfreundin Johanna, die ehemalige beste Freundin Niki, den verschwundenen Geliebten Alejandro und die verstorbene Mutter Birgitte. Aus den Erinnerungsfragmenten baut sich das Leben der Protagonistin auf und wir lernen sie durch die Porträts kennen.
Insgesamt ist der Ton dabei leicht melancholisch und die Sprache sehr kompakt und präzise, als sei jedes Wort mit Bedacht gewählt.
Über die Autorin und Kontext des Buches:
Die schwedische Autorin Ia Genberg ist 1967 in Stockholm geboren und lebt dort auch heute mit ihrer Frau und ihren Kindern. Sie arbeitete bisher u.a. als freiberufliche Journalistin, Dokumentarfilmerin, Lektorin und lehrte an Volkshochschulen. In den letzten Jahren absolvierte sie zusätzlich eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete u.a. in der Psychiatrie. Ihren ersten Roman veröffentlichte die Autorin 2012.
„Die Details“ ist ihr vierter Roman, der 2022 erschien und mit dem wichtigsten schwedischen Literaturpreis (August-Preis) ausgezeichnet wurde. Seitdem wurde der Roman in 28 Ländern veröffentlicht und stand 2024 auf der Shortlist des International Booker Prize.
Bewertung:
Insgesamt wurde das Buch von uns sehr positiv besprochen und erhielt in der Wertung 4 von 5 Punkte.
Dabei wurde u.a. die präzise Sprache und die Beobachtungsgabe, die die Komplexität menschlicher Beziehungen auf den Punkt bringen, lobend erwähnt. Der Stil wirkte für uns „lebhaft erzählt“, teilweise nahezu ironisch und die Figuren „sehr greifbar“ sowie in unterschiedlichem Ton skizziert.
Manche von uns beschrieben den Text als „extrem berührend“ und die Begegnungen mit den Menschen im Buch als „wahrhaftig“. Schließlich gefiel vielen von uns, wie die Erzählungen sich assoziativ und fragmentarisch zusammensetzten und wir so sukzessive ein Bild der Vergangenheit und Beziehungen bekamen - wenn man es schafft, nicht nach einer Handlung zu suchen.
Für Lesende, die sich ein en handlungsgetriebenen Roman wünschen, könnte das assoziative herausfordernd sein. Als Kritikpunkt wurde erwähnt, dass unklar ist, wie viel von dem Buch in Zukunft in der Erinnerung bleiben wird.
Insgesamt konnte uns das schmale Buch mit Tiefgang überzeugen.