Buchkritik, Rezension
Martina Hefter: Hey, guten Morgen, wie geht es dir?

Die Hauptfigur ist wie die Autorin Performance-Künstlerin in Leipzig und pflegt ihren Ehemann. Der Roman erzählt neben der Ehe- auch die Geschichte des Love-Scammings. Vielen von uns war der Roman zu skizzenhaft und enttäuschte mit dem weitgehenden Fehlen eines Plots. Wer die Ehegeschichte im Vordergrund sah, fand diese dagegen gut. Ingesamt kamen wir nur auf 2,7 von 5 möglichen Punkten für den Buchpreis-Gewinner 2024.






Abb. © Verlag

Bewertung der hamburgerShortlist:

2.7 von 5 Punkten




Buchkritik von AK

Sensibles Bild bedürftiger Menschen oder "Buchpreis"-Reissbrett-Roman?
Klett-Cotta 2024, 224 Seiten

Handlung:
Junos Leben spielt sich in verschiedenen Welten ab. Die Performance-Künstlerin trainiert sechs Mal wöchentlich Ballett in einem Studio. Zuhause pflegt sie ihren MS-kranken Ehemann Jupiter. Nachts trifft sie auf Instagram diverse Love-Scammer, Heiratsschwindler 2.0 aus Nigeria.

Benu, der sie eines Abends digital zu betrügen versucht, durchschaut Juno ebenso wie seine Kollegen. Sie macht sich einen Spaß daraus, ihn ihrerseits mit einer nur halb gefälschten Identität zu täuschen.

Was als kleine Rache beginnt, setzt Juno fort, nachdem sie Benu enttarnt hat. Benu seinerseits lässt sich nicht abschrecken, bleibt dran.

Junos richtiges Leben steckt derweil zwischen MDK-Gutachter-Besuchen, Tätowierstudio, der Jagd nach Kulturförderung für ihre Performancekunst und Convenience Food für Jupiter fest. Jupiter ist ein erfolgreicher, oder zumindest mit Stipendien dekorierter Literat, dessen Einkünfte den finanziellen Karren des Künstlerpaares wiederholt aus dem Dreck ziehen. Doch wohin soll Junos Online-Affäre führen?


Über die Autorin:
Martina Hefter ist eine in Leipzig lebende Performance-Künstlerin und Schriftstellerin, die mit dem an MS erkrankten Autoren Jan Kuhlbrodt verheiratet ist. Sie hat mehrere Romane und Gedichtbände veröffentlicht und Literaturpreise und -stipendien erhalten. Der aktuelle Roman wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet. 



So klingt der Roman:
Uns gefiel die gute Idee des Romans, auch waren wir neugierig auf den Fortgang der beiden darin angelegten Geschichten. Hefters Stil greift Alltagssprache und digitale Kommunikation auf und trug so zur Lesbarkeit und Modernität bei.

Wir schieden uns an der Frage, welcher der beiden Erzählstränge im Vordergrund stand; viele nahmen das Thema des Love-Scammings kaum wahr und sahen vor allem einen Roman, der die Probleme der Ehe mit einem kranken Partner sensibel erzählte.

Andere störten sich daran, dass die Nebenfiguren kaum bis gar nicht auserzählt waren. Ebenso streift die Autorin ihr gewichtiges Thema des Postkolonialismus lediglich. Hefter wollte nach eigener Aussage ursprünglich ein Essay zum Thema Love-Scamming im Spiegel des Postkolonialismus schreiben. Das merkt man dem Roman an. Vielen von uns war der Roman zu skizzenhaft und enttäuschte mit dem weitgehenden Fehlen eines Plots.

Bewertung:

Hinter der durchschnittlichen Bewertung mit 2,7 von 5 möglichen Punkten verbergen sich eine polarisierte Diskussion um den Roman und entsprechende Bewertungen.

Die Gründe hinter der Vergabe des Deutschen Buchpreises nahmen einen großen Teil unserer lebhaften Diskussion um diesen Roman ein.
Der Roman wirkte auf einige von uns, als sei er am Reißbrett entstanden und „auf den Buchpreis hin“, d. h. nach den aktuellen Trends des Kulturbetriebes, geschrieben worden.

Denjenigen unter uns, die die Ehe im Vordergrund des Romans sahen, gefiel die Lektüre. Sie nahmen Hey guten Morgen wie geht es Dir? als sensibles Bild bedürftiger Menschen in ihrer Vergänglichkeit wahr.