Gesellschaftsbild aus heutigem Amerika, faszinierend, aktuell
Schöffling und Co. Verlag, 2013, 507 Seiten
Zwei Jahre nach dem Anschlag vom 11. September auf das World Trade Center versammelt sich eine Jury in Manhatten, um den besten Entwurf einer Gedenkstätte für die Opfer des Terroranschlags vom 11. September auszuwählen. Es sind lange und zähe Beratungen um das richtige Konzept. Letztendlich entscheidet man sich für den "Garten", ohne den Namen des Architekten zu kennen, der Wettbewerb war anonym. Feierlich wird der Umschlag mit dem Namen des Architekten geöffnet und ist schockiert: Mohammed Khan heißt der Gewinner. Ein Muslim als Fürsprecher der Trauernden?
Die Jury gerät in hitzige Debatte. Der Name des Architekten gerät - entgegen der getroffenen Absprache innerhalb der Jury- an die Öffentlichkeit. Die Jurymitglieder werden zur Zielscheibe sensationshungriger Journalisten, radikaler Aktivisten und ehrgeiziger Politiker. Der so komplizierte wie begabte Architekt bietet keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation an: warum sollte er, ein nicht gläubiger Amerikaner, nur auf Grund seinens Namens den Gewinn nicht annehmen? Die Debatte nimmt an Hitzigkeit zu, eine nationale Krise bahnt sich an.
Amy Waldmann gelingt es, das Aufschaukeln von Prinzipientreue, Machtinteressen, Sehnsüchte und Rachegefühle faszinierend und spannend darzustellen. Jeder Akteur hat seine und ihre eigene Agenda. Und es gibt keine einfache Lösung. Es bleibt bis zum Ende spannend, wie das Dilemma aufgelöst werden wird. (aw)