Opulent, Detailreich, Ungewöhnlich
Suhrkamp 2011, 847 Seiten
Das Schweigen des Sammlers („Jo confesso“, zu Deutsch etwa „Ich gestehe; Ich beichte") ist die dicht verwobene Lebens- und Familiengeschichte von Adriá Ardèvol aus Barcelona, geschickt eingebettet in die Verwerfungen eines halben Jahrtausends.
Auf über 800 Seiten entwickelt Cabré einen überaus komplexen Plot, der sich um den Lebensweg Adriás sowie eine ihm vererbte kostbare Geige rankt. Das Instrument kam einst unter höchst undurchsichtige Umstände in den Besitz seines Vaters.
Die Intrigen um diese Geige wird über die Jahrhunderte zurückverfolgt. Dabei mutet der Autor seinen Lesern beständige Wechsel zu. Aus einer Epoche wird in die andere, von einer Figur zur nächsten gesprungen. Selbst das komplette Ineinanderfließen der Figuren kommt vor. So wird ein Verhör vor dem Tribunal der spanischen Inquisition unmittelbar verwoben mit einem Verhör in einem KZ, das durch ein und die gleiche Figur vorgenommen wird. Die beiden Szenen verschwimmen, innerhalb eines Satzes wechseln Zeit und Ort - und doch bleiben beide Szenen bestehen.
Wie Cabré dieses Geschichten, Erzählperspektiven, Handlungsstränge und Zeiträumen miteinander verwebt und zu einem spannenden Ganzen zusammenfügt, ist wirklich lesenswert.
"Jo confesso" wurde 2011 in Spanien zum Buch des Jahres gekürt. Es wird gefeiert als ein monumentales Werk, in dem Cabré eine spannende Geschichte geschickt strukturiert und sprachlich leichtfüssig erzählt.
(aw)