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Judith Herrmann - Wir hätten uns alles gesagt

Abb. © Verlag
Buchkritik

Annette Mingels: "Dieses entsetzliche Glück“

Brüchige Beziehungen
Penguin Verlag 2020, 352 Seiten


Buch:
Annette Mingels erzählt in ihrem Buch „Dieses entsetzliche Glück“ vom Leben in der amerikanischen Kleinstadt Hollyhock. Die Stadt ist fiktiv, Mingels siedelt sie in Virginia an, an der amerikanischen Ostküste mit einem „überschaubaren Zentrum, von dem die Wohnstraßen abzweigten, wie die Äste eines Stammes“. Hierhin sind die Protagonisten des Buches gezogen, sind hier aufgewachsen, kommen zurück. Annette Mingels erzählt in 15 lose verknüpften Episoden aus ihrem Leben.


Handlung:
Eine zentrale Figur des Buches ist der junge Schriftsteller Kenji. Kenji hat japanische Wurzeln und ist in mehreren Episoden als Hauptfigur und auch als Nebenfigur präsent.


Keji hat einen Bestseller geschrieben, in dem er seine Jugendliebe zu Lucy und seine schwierige Freundschaft mit Basil aufarbeitet. Lucy, Basil, dessen Familie und deren Sichtweise kennt der Leser aus eigenen Episoden. Wie Puzzlestücke fügen sich die einzelnen Geschichten ineinander und nehmen den Leser gefangen.


Autorin:
Mingels ist Jahrgang 1971, hat als Journalistin und Autorin gearbeitet, und lebt aktuell mit Mann und drei Kindern in San Francisco. In ihrem Buch erzählt sie so auch vom Leben der amerikanischen Mittelschicht.


Tatsächlich könne sich vieles aber auch genauso in Delmenhorst oder Blankenese abspielen, sagt Mingels in einem Interview : „Die Menschen in diesen Short Stories haben universelle Probleme, die überall auf der Welt passieren können“.


Sechs Romane hat Annette Mingels bislang verfasst, Ehe und Familie spielen darin eine wichtige Rolle.


Stil:
Gemeinsam ist den Geschichten jeweils ein grandioser Anfang – und dass sie oft im Offenen enden. Und selten ist der Lebensentwurf trotz aller Mühen und Anstrengungen geglückt. Krankheit, Tod, unglückliche und sprachlose Paare: Die Geschichten lassen einen oft sehr melancholisch zurück.


Annette Mingels schreibt dabei sehr detailliert, zeichnet Gefühle und Beziehungen einfühlsam und doch unaufgeregt nach. „Der typische Mingels-Satz entfaltet seinen Zauber, seine Lebensklugheit und psychologische Präzision im leicht verzögerten Nachhall - dann aber umso stärker“, formuliert treffend die Wochenzeitung Die Zeit.


Bewertung:
Auch von unserer Gruppe wurden Stil und Sprache wurden einheitlich gelobt. Die Konstruktion als Episodenroman fanden wir ebenfalls alle gut. Allerdings ging einigen von uns nach der Hälfte des Buches der Überblick und damit auch die Spannung verloren. In Summe erreichte „Dieses entsetzliche Glück“ daher 3,4 von 5 Punkten. (ut)

 

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