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Judith Herrmann - Wir hätten uns alles gesagt

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Buchkritik

Doron Rabinovici: "Andernorts“

Suhrkamp Verlag, 286 Seiten, 2010



Mit „Andernorts“ schaffte es der 1961 in Israel geborene, in Wien lebende Autor auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2010.


Inhalt
Ethan Rosen ist Kulturwissenschaftler in Wien. Als er auf den Nachruf für einen Freund, einen Überlebenden der Shoa, eine wütende Antwort veröffentlicht, wird er vom Verfasser des Nachrufs, Rudi Klausinger, mit seinen eigenen Worten geschlagen und es entspinnt sich ein „Feuilletonkrieg“ zwischen beiden. Nachdem dieser Rudi Klausinger sich auf die für Ethan geschaffene Stelle an seinem Institut bewirbt, verlässt Ethan Österreich und reist nach Israel, um seinem schwerkranken Vater beizustehen. Dort muss er feststellen, dass Klausinger ebenfalls nach Tel Aviv gekommen ist und behauptet, dass Ethans Vater Felix auch sein Vater sei.


Themen des Buches sind
  • der Wettstreit zweier Männer um eine Professur, die Deutungshoheit über die Motive eines verstorbenen Freundes, den Vater und eine Frau
  • die Idee eines ultra-orthodoxen Rabbis, den Messias mit Hilfe der Gentechnik zu „rekonstruieren“, da er mit Hilfe kabbalistischer Studien ermittelt haben will, dass der Messias noch im Mutterleib im Holocaust ermordet wurde und so nie zur Welt kam
  • die Relativität der Wahrheit, abhängig davon, wo sie ausgesprochen wird
  • Die Frage „Was bedeutet es denn, sich als Israeli zu fühlen?“

Die Bewertung der Shortlist-Mitglieder
  • Fast alle Mitglieder waren vom Einfallsreichtum und der Geschichte begeistert und vergaben für den Plot durchschnittlich mehr als vier (von fünf möglichen) Punkten. Insbesondere die Eingangsszene im Flugzeug wurde gelobt.
  • Die Sprache des Buches konnte nicht im gleichen Maße überzeugen, teilweise wurden Holprigkeiten bemängelt: durchschnittlich knapp drei Punkte.

Insgesamt haben wir - mit einer Ausnahme - den Roman gern gelesen und vergeben durchschnittlich 3,9 Punkte. (SG)

 

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