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Judith Herrmann - Wir hätten uns alles gesagt

Abb. © Verlag
Buchkritik

Yaa Gyasi: "Heimkehren“

Leidvolle Familiengeschichte auf zwei Kontinenten
DuMont Verlag, 2017, 416 Seiten


Yaa Gyasi wurde in Ghana geboren und ist mit ihren Eltern in die USA eingewandert. Mit ihrem Roman „Heimkehren“ hat die junge Autorin ihr Debüt vorgelegt.


Die Geschichte:
Erzählt wird eine parallele Familienchronik von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis heute. Ausgangspunkt ist das heutige Ghana, wo eine Mutter zwei Mädchen bekommt. Beide Mädchen wissen zunächst nichts voneinander. Die wird eine mit einem britischen Offizier verheiratet. Die wird andere gefangen und als Sklavin nach Amerika gebracht.


Im weiteren Verlauf zeichnet der Roman anhand von 14 Geschichten das Schicksal der Schwarzafrikaner in den Vereinigten Staaten sowie der in Afrika verbliebenen Bevölkerung nach. Neben einer Familiengeschichte ist „Heimkehren“ damit zum großen Teil eine Geschichte der Sklaverei, der Unterdrückung und des Leidens. Da die vielen Namen ansonsten verwirren, ist es sinnvoll, von Beginn der Lektüre an den Stammbaum am Ende des Romans als Orientierungshilfe zu nutzen.


Themen des Romans:
Neu für viele für uns war in diesem Kontext die Beteiligung der schwarzen Bevölkerung am Sklavenhandel. Gyasi erzählt, dass von den Einheimischen gezielt kriegerische Auseinandersetzungen geschürt wurden. Die Verlierer der gegnerischen Stämme oder deren Dörfer wurden dann an die britischen Kolonialherren gewinnbringend als Sklaven verkauft. Erst am Schluss schließt sich der Kreis wieder: Nach sieben Generationen treffen die Nachkommen in den USA des 21. Jahrhunderts aufeinander, zwei junge Menschen, die sich dann auf Spurensuche nach Ghana zurückbegeben.


Stil und Sprache:
Der Roman sorgte trotz großer und begeisterter Presseresonanz in unserer Gruppe für relativ zurückhaltende Begeisterung. Größtes Interesse weckte das Thema, wohingegen die Sprache und der Stil der Autorin als einfach und uninteressant charakterisiert wurden.


Bewertung:
Die Vielzahl der einzelnen Geschichten hätten jeweils Stoff für einen eigenen Roman gegeben, sodass vieles angerissen und nicht wirklich durchgearbeitet wirkt. Zudem waren die vielen grausamen Schilderungen schwer zu ertragen. Insgesamt erreichte der Roman damit in unserer Gruppe auch nur 2,8 von 5 möglichen Bewertungspunkten. (MM)

 

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