Zermürbend und zugleich berührend
Suhrkamp Verlag, 2020, 284 Seiten
Deniz Ohde schreibt über den Umgang der Gesellschaft mit denen, die nicht dazu gehören.
In einer nicht genannten Industriestadt wächst die Ich-Erzählerin auf. Das Bild wird beherrscht von Industriescheinwerfern und dem Geruch der Müllverbrennungsanlage.
Als Kind eines "ordentlichen" Arbeiters und einer türkischen Mutter sucht Sie vergeblich Ihren Platz. Umgeben von tonnenweise Müll und Ramsch wächst das Kind zu einer jungen Frau heran. Gepeinigt von ständigen Vorurteilen und Unterschätzung gestaltet sich ihr Leben umweg reich. Die Mutter verlässt die Familie, schafft den Absprung jedoch nicht und kehrt schließlich geschlagen zurück. In dieser Welt ganz ohne Vorbilder, nur von dem geleitet, "was sich gehört", findet die Protagonistin keinen Halt.
Ihre Vergangenheit wird schmerzhaft genau ausgeleuchtet. Ihre Zukunft bleibt offen.
Autorin:
Mit ihrem Debütroman landet Deniz Ohde einen vollen Erfolg. Sie ist Kandidatin auf der Longlist des deutschen Bücherpreises und steht auf den Bestsellerlisten von Focus, Stern und Börsenblatt.
Die Kritik ist von dem Roman begeistert. "Ihre Wahrnehmung für Details und ihre Fähigkeit, Atmosphären daraus entstehen zu lassen, ist bemerkenswert", freut sich Elke Schmitter im Spiegel. "... ein wirklich überzeugendes Debüt. Auf einfühlsame Weise, ohne jemals kitschig oder rührig zu wirken, zeichnet Deniz Ohde darin den schwierigen Weg vom migrantischen Arbeiterkind zur Akademikerin nach", lobt Ingo Eisenbeiß im Deutschlandfunk.
Zur These, es könnte sich um ein autobiographisches Werk handeln, äußerte sich die Autorin bisher nicht.
Bewertung:
In unserer Runde konnte der Roman leider nur wenig punkten. Die Atmosphäre fanden wir bedrückend. Der Geschichte fehlen Abschluss und Spannungsbogen; Erinnerungen reiht sich an Erinnerung.
Die so entstandene Zähigkeit machte es für viele von uns daher zu einem mühsamen Unterfangen, das Buch zu Ende zu lesen. Zudem frustriert die kaum zu ertragende Passivität der Protagonistin. Möglicherweise war dies jedoch das Ziel der Autorin. Lediglich dem Thema sowie dem Stil konnten einige von uns noch etwas abgewinnen. Mit 2,7 von 5 möglichen Punkten können wir dieses Buch daher nur bedingt weiterempfehlen. (SH)