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Abb. © Verlag
Buchkritik

Marie NDiaye: "Die Rache ist mein“

Ermüdende Erzählung mit schlichtem Plot und wenig sympathischen Figuren
Suhrkamp, 2021, 236 Seiten


Mit ihrem Roman „Drei starke Frauen“ gewann die aus dem Senegal stammende Französin Marie NDiaye 2009 den wichtigsten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt. Auch unser Literaturkreis fand die drei sprachlich ganz eigenständigen Geschichten über das Leben afrikanischer Frauen im 21. Jahrhundert gut.


Umso enttäuschter waren wir von dem aktuellen Buch der Autorin. „Die Rache ist mein“ irrlichtert mit schlichtem Plot, sperriger Sprache und durchweg unsympathischen, stets eigenartig agierenden Figuren durch ein trübes Bordeaux.


Inhalt:
Der Klappentext gibt den Inhalt gut wieder. Maître Susane ist erfolglose Anwältin in Bordeaux. Sie erhält in ihrer Kanzlei Besuch. Gilles Principaux bittet sie, die Verteidigung seiner Frau zu übernehmen. Diese hat ihre drei Kinder getötet. Die Anwältin glaubt diesen Mann aus ihrer Jugend zu kennen: Da war eine Begegnung mit einem älteren, beeindruckenden Jungen aus reichem Elternhaus, die ihrem Leben eine neue Richtung gab. Möglicherweise fand damals aber auch ein Übergriff statt? Trotz dieser möglichen Vorgeschichte übernimmt sie die Verteidigung der Mörderin und versucht deren Motiv zu klären.


Bewertung:
Wir hatten ein spannendes, tiefgründiges Buch erwartet. Vorgefunden haben wir viel unnötiges und oft auch langweiliges Aufheben rund um eine aufgebauschte Grundidee. So blieb völlig unklar, warum die Autorin das Ehepaar Prinicpaux und deren Erklärungen für die Tat im Rahmen einer ermüdenden Aufzählung vorstellt. Warum keine der wenigen Figuren inklusive der Anwältin nachvollziehbare Gefühle zeigt. Warum am Schluss alles im Vagen bleiben würde.


Das Buch lässt uns daher mit einem schalen Gefühl und vielen Fragen zurück. In unserer Bewertung erreichte der Roman in Summe 2 Punkte von 5 möglichen. Die Lobeshymnen von Zeit, SZ, FAZ, Deutschlandfunk Kultur konnten wir leider nicht nachvollziehen. (ut)
(ut)

 

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