Der Titel ist Programm
Kiepenheuer&Witsch 2021, 224 Seiten
Darum geht es:
Der Ich-Erzähler reist mit seiner 80 Jahre alten, alkohol-, Tranquilizer- und kaufsüchtigen Mutter durch beider Heimatland, die Schweiz, von Zürich nach Winterthur.
Die exzentrische alte Dame wähnt sich auf einer Reise nach Afrika, während der Sohn sie mit Umwegen über ein vermeintliches Hotel, ein Fischrestaurant, einen Beinahe-Raub, einen Gletscher im Geldregen und das väterliche Chateau zurück in die Psychiatrie führt.
So klingt der Roman:
In dem als Roadmovie angelegten Roman geht es weniger um die Odyssee durch das Außen als um die Reise durch zwei verschiedene Erinnerungswelten – die des Erzählers und die seiner Mutter.
Dabei bleiben auch Traumata, individuelle und gesamtdeutsche, nicht ausgespart. Vor allem aber berührt die unmittelbar im autorentypischen Reportagestil erzählte, mal bissige, mal liebevolle Charakter- und Beziehungsstudie von Mutter und Sohn.
Das ist unsere Meinung:
Den meisten von uns gefiel allem voran der Erzähler nicht, dessen Arroganz nur von der Konstruiertheit der Handlung übertroffen werde. Beides, obgleich laut Kritik vom Autor in den Dienst eines übergeordneten literarischen Zieles gestellt, verfing bei uns in keiner Weise.
In den Feuilletons besprochen und überwiegend (hoch-)gelobt, für den deutschen Buchpreis auf der Shortlist, wird immer wieder auf die Verbindung zwischen diesem Roman und dem Debüt des Autors „Faserland“ (1995) hingewiesen. Tatsächlich tritt in Eurotrash und in Faserland scheinbar der gleiche Ich-Erzähler auf – oder doch nicht? Das Genre der Autofiktion wird dabei mittels doppelter Böden in „Eurotrash“ gehörig aufs Korn genommen.
Die Technik des unzuverlässigen Erzählens kam in unserer Runde jedoch denkbar schlecht an. Wir diskutierten unzuverlässiges und/oder unsympathisches Erzählen allgemein. Lediglich eine Leserin wertete die erzählte Beziehungsstudie höher als den umstrittenen Stil des Romans.
Bewertung:
Die durchschnittliche Bewertung mit 2,3 Punkten bildete alles ab, was uns an dem Roman störte – ob nun künstlerisch beabsichtigt oder nicht, bleibt offen, und für die Rezeption abseits der Feuilletons wenig relevant.
(AK)