Fest steht:
Sprachlich ist dieses Buch grandios. Knapp, mitleidlos, in kurzen Sätzen, Satzfetzen, beschreibt Kathrin Schmidt die Selbstwahrnehmung ihrer Protagonistin Helene.
Helene, die nach einem Gehirnschlag erwacht, ihre eigene physische und geistigen Beschränkung und die andauernde Entmündigung durch das Pflegepersonal wahrnimmt, analysiert und ironisiert - und doch kaum Chancen hat, sich der Umwelt mitzuteilen. Und sich dann Stück für Stück ihre Identität zurückerobert, sich immer mehr und öfter erinnert an ihr früheres Leben, ihre Lieben, ihre Kinder, ihren Mann und was sie für ihn empfand.
Einig sind wir uns:
Mindestens ein Drittel hätte man kürzen können, und das Buch hätte gewonnnen. Irgendwann ermüdet das Schlabbern, die Mitteilungen über den hilflosen verschlauchten Körper und das Krankenhaus.
Würden wir noch mal ein Buch von Kathrin Schmidt lesen?
Nein sagen die, die die ungeschminkte, übergewichtige Helene und die ganze Ostalgie nicht ausstehen konnten – und ähnliches bei anderen Büchern befürchten. Unbedingt, sagen die, die diese Frau unglaublich spannend, lebensbejahend finden und gerne mehr über solche Lebenskünstlerinnen lesen würden. ()