Suhrkamp Verlag, 2012, 474 Seiten
Stilistisch schön, aber wenig interessant
Die Geschichte:
"Fliehkräfte" handelt von einem Professor Ende 50, dessen Leben und Ehe in eine Krise geraten ist. Auf einer Reise von Deutschland nach Portugal trifft Hartmut Hainbach alte und neue Freunde und grübelt darüber nach, wie es weitergehen soll.
Seine Ehefrau Maria ist vor zwei Jahren von Bonn nach Berlin gezogen. Er leidet unter der Trennung: eine Wochenendbeziehung ist nicht das, was er unter seiner Ehe vorgestellt hat. Eventuell kann er in Berlin eine neue Stelle bei einem kleinen Verlag aufnehmen. Zwar ist Professor Hainbach mit seiner Arbeit in Bonn zutiefst unzufrieden - aber für die sich öffnende berufliche Chance in Berlin müsste er seine Professur nebst Rentenansprüchen aufgeben. Will er das?
Der Anspruch:
Fliehkräfte" wird in den Feuilletons als gelungenes "Sittengemälde der Republik" (Süddeutsche Zeitung) gelobt. Dem Autor werden Sprachgewandtheit, natürlich wirkende Dialoge und Entwürfe starker Figuren zugesprochen. Das Buch sei eine präzise Ausleuchtung der "Abgründe einer typisch deutschen Familie aus dem akademischen Establishment" (FAZ).
Unsere Bewertung:
In unserem Lesekreis teilen wir das Lob der Feuilletonisten nur bedingt. Zwar finden auch wir das Buch leicht und gut zu lesen, Stephan Thome schreibt gekonnt. Aber interessant? Interessant fanden wir das Buch nicht.
Hartmut Hainbach bei seiner Lebenskrise zuzuschauen ist nur bedingt fesselnd. Es fehlt an Dramaturgie und Spannung, der Held des Buches ist wenig sympathisch. In Summe vergaben wir in unserem Lesekreis indifferente 2,5 Punkte (von möglichen 5), in denen sich der Eindruck eines etwas vor sich hin dümpelnden, wenn auch schön geschriebenen Buches widerspiegelt. ()